Großzügige Dortmunderinnen und Dortmunder leisteten mit ihrer Spendenbereitschaft für die neue Orgelanlage weit mehr als nur finanzielle Unterstützung. 

„Im Laufe der letzten Jahre erhielten wir zahlreiche Spenden, die uns in die Lage versetzt haben, ein so umfangreiches Orgelbauprojekt überhaupt realisieren zu können. Wir sind sehr dankbar dafür“, betont Michael Küstermann, Stadtkirchenpfarrer von St. Reinoldi. „Dankbar aber auch über den Geldwert hinaus dafür, dass die Menschen uns damit vermitteln, dass ihnen dieses Projekt wichtig und wertvoll ist. Für mich ist dieser Ausdruck der Verbundenheit immer wieder eine Ermutigung gewesen in einem Prozess, der oft auch anstrengend und mit Zweifeln verbunden war.“

Aus Zweifel wurde Zuversicht und Vorfreude. Die Reinoldigilde zu Dortmund und viele ihrer Mitglieder ermöglichten den Bau der neuen Chororgel, die nun seit November 2020 erklingt. Engagierte Bürger wie Manfred Stinshoff organisieren eigeninitiativ private Spendensammlungen für die Reinoldi-Orgel unter dem Motto: Spenden statt Jubiläumsgeschenke. Diese Förderer der ersten Stunde erläutern hier ihre Beweggründe.


Reinoldigilde zu Dortmund und einzelne Gildnerinnen und Gildner ermöglichten den Bau der Chororgel 

St. Reinoldi und die Reinoldigilde verbindet über 700 Jahre Stadtgeschichte, wie es der gemeinsame Name erahnen lässt. So gehört das Orgelprojekt in St. Reinoldi zu den Herzensanliegen der Reinoldigilde und wird besonders gerne unterstützt. Für dieses großartige Engagement danken wir sehr herzlich.

Die Reinoldikirche ist sowohl stadtgeschichtlich wie auch kunsthistorisch eines der bedeutendsten Bauwerke Dortmunds. Mit Musik – vor allem mit Orgelmusik – hat St. Reinoldi die Bürger der Stadt schon seit Jahrhunderten erfreut und begeistert und auch damit einen wichtigen Beitrag zur Stadt- und Bürgerkultur beigetragen. Zu den Grundwerten der Reinoldigilde gehört es, Kultur in Dortmund zu fördern und nachhaltige Zeichen zu setzen. Diese Förderung geschieht zum einen durch Mittel der Gilde, aber vor allem auch durch das außerordentliche Engagement einzelner Gildnerinnen und Gildner – allesamt Dortmunder mit ganzem Herzen.

„Die Förderung dieses einzigartigen Orgelprojektes, das eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen und über Deutschland hinaus entwickeln wird, war der Reinoldigilde sehr wichtig, unterstreicht es doch, neben der traditionellen Verbundenheit zur Stadtkirche St. Reinoldi, in besonderem Maße das nachhaltige bürgerschaftliche Engagement der Gilde zur Förderung der Kultur in Dortmund. Insofern kann man sicherlich von einer Herzensangelegenheit der Reinoldigilde, aber auch vieler einzelner Gildnerinnen und Gildner sprechen, die das Projekt mit großzügigen persönlichen Spenden zusätzlich unterstützt haben. (Christian Sprenger, Obermeister der Reinoldigilde zu Dortmund, und René Scheer, Sprecher der Ehrenmeisterrunde der Reinoldigilde zu Dortmund)

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Spenden statt Geschenke – Manfred Stinshoff verbindet Jubiläumsfeiern mit Spendenaktionen

„Mein besonderer Dank gilt Manfred Stinshoff, der uns seit Jahren begleitet und unsere Arbeit durch seine Spendenprojekte von Anfang an unterstützt hat. Und der uns durch seinen Zuspruch immer wieder ermutigte, diese Orgelanlage für unsere Stadtkirche und für die kommenden Generationen zu bauen.“ Michael Küstermann, Pfarrer St. Reinoldi

 

„Emotionaler Kontakt zu Reinoldi“

In einem persönlichen Statement schildert Manfred Stinshoff, was ihm die Stadtkirche bedeutet und warum er das Orgelbauprojekt aktiv unterstützt:

 „Es sind die wesentlichen Merkmale, die Außenstehende mit einem Ort, einer Stadt verbinden. In Dortmund gehören dazu: die Westfalenhalle, das Fußballstadion mit dem BVB, das ‚U‘, das Opernhaus, das Konzerthaus und die vier alten Kirchen – unter ihnen besonders die Reinoldikirche.

Früher waren es die Schwerindustrie, der Kohlebergbau, die Stahlwerke, die Brauereien, die die Menschen und damit das Image der Stadt prägten. Heute sind die Menschen anders, bedingt durch die neuen Technologien, die mittelständische Industrie und die Universitäten – und ihre Ikonen sind deshalb auch andere. Von außen betrachtet aber bleiben die alten Wahrzeichen bestimmend. Sie müssen von den Bürgern bewusst gepflegt und kultiviert werden. Dazu gehört die Reinoldikirche, deren Bedeutung weit über die wöchentlichen Gottesdienste hinausgeht.

Die Geschichte der Stadt von der Kaiserpfalz bis zum 30-jährigen Krieg wurde von der Reinoldikirche geprägt. In ihr fand eine enge Verbindung der politischen und kirchlichen Macht ihren Ausdruck. Im 17. Jahrhundert fiel die einst blühende Handelsmetropole in die Bedeutungslosigkeit und lebte erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wieder auf. Die Hauptkirchen zeigten ihren alten Glanz und die erste Walcker-Orgel der Reinoldikirche, an der auch Albert Schweitzer spielte, wurde zum Sinnbild eines erwachenden Kulturbewusstseins.

Die Reinoldikirche wird von vielen als Mittelpunkt der Stadt gesehen: wegen ihrer Lage, wegen der berühmten Konzerte, der bemerkenswerten Gottesdienste, aber auch wegen der öffentlichen Veranstaltungen mit Repräsentanten fast aller offiziellen Religionen und Vertretern der Stadt sowie als Ort, der auch Obdachlose regelmäßig willkommen heißt. Die Kirche gilt als ein Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt.

Für mich persönlich ist sie ein Wahrzeichen seit meiner Schulzeit. In den Kriegstrümmern haben wir oft nach dem Unterricht gespielt und das Kruzifix in dem stehengebliebenen Bogen zum Altarraum blieb für mich das Wahrzeichen der alles überstehenden Kraft unseres Christentums. 

Als größte evangelische Kirche Westfalens und Hauptkirche Dortmunds muss St. Reinoldi hohen Ansprüchen genügen. In der Zeit der zunehmenden Säkularisierung ringen die Kirchen darum, erfüllend für die Gläubigen und anziehend für Nichtgläubige/Agnostiker zu sein. Die Reinoldikirche hat einen Weg gefunden, der als vorbildlich gelten sollte. Das liegt an den guten Predigten und der begleitenden Musik. Oft erscheinen mir diese Gottesdienste wie ein Gesamtkunstwerk. Die kognitive Herausforderung wird begleitet von der Musik, die die emotionale Ebene anspricht. Die Zuhörer erfahren dadurch eine spirituelle Erhöhung.Gerade in gotischen Kirchen wird dieses Empfinden verstärkt. Der aufstrebende Raum, die inspirierenden Fenster und kunstvollen Skulpturen entführen in eine andere Welt. Dazu gehört die Orgelmusik, die wir mit diesem Raumerlebnis verbinden.

Anders als die in Stein geschlagene scheinbare Unvergänglichkeit des Raumes unterliegt sie, die Orgel, der technischen Entwicklung. Insofern müssen wir es als glückliche Herausforderung betrachten, dass die alte Reinoldi-Orgel ersetzt werden musste. Das Projekt wurde mit Zuversicht und Mut angegangen. Und es zeichnet sich ab, dass allein die Baukörper der Chororgel über dem südöstlichen Eingang und der Hauptorgel hoch über dem Eingang zum Turm spektakuläre Akzente im Raum setzen werden. Es ist zu erwarten, dass beide Instrumente nicht nur den derzeitigen technischen Möglichkeiten entsprechen, sondern auch ein wunderbares Musikerlebnis erlauben werden.

Damit erfahren die Kirche und die Stadt eine weithin bemerkenswerte Bereicherung. Mit großen Chor- und Orgelkonzerten und den weiterhin sehr sorgfältig vorbereiteten Gottesdiensten wird die Reinoldikirche die Aufmerksamkeit auf sich lenken und auch zeigen, welches Talent sie in dem neuen, jungen Kantor an sich binden konnte. Er wird den kulturellen Ruf von Dortmund zusammen mit dem Intendanten des Konzerthauses und dem Direktor aller Theatersparten über die Stadtgrenzen hinaustragen.

Zusammen mit meiner Frau freue ich mich darüber, dass wir durch unsere und die durch uns initiierten Spenden zum Bau der neuen Orgeln und damit zum guten Ruf meiner Heimatstadt beitragen können.“